KIRA startet in Hessen: Autonomes Level-4-Fahren geht für Kunden in Testbetrieb

Unter Federführung von Deutsche Bahn (DB) und Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) können erste Testnutzer jetzt die ÖPNV-Erweiterung im Rahmen des Pionierprojekts KIRA ausprobieren, das autonomes Fahren nach Level 4 in Hessen anbietet. Die Fahrten werden mit modifizierten Nio ES8 durchgeführt, für die Mobileye die Technik stellt.
Die Shuttles für das autonome Fahren nach Level 4 lassen sich ab sofort in der Stadt Langen und in der Gemeinde Egelsbach im Kreis Offenbach buchen und nutzen. Dafür müssen sich an dem Projekt interessierte Personen als Testnutzer registrieren und benötigen die KIRA-App für Android und iOS. In der zweiten Jahreshälfte soll das Angebot auch in Teilen von Darmstadt verfügbar sein. Die Fahrten sind aktuell kostenlos, Nutzer bezahlen dem Betreiber zufolge mit ihren Feedback. Testnutzer sollen ihre Erfahrungen in schriftlichen oder auch persönlichen Befragungen teilen.
Erweiterung des ÖPNV-Angebots
KIRA steht für „KI-basierter Regelbetrieb autonomer On-Demand-Verkehre“, die Federführung haben die Deutsche Bahn und der Rhein-Main-Verkehrsverbund. Betreiberin der autonomen Fahrzeuge ist die DB Regio Bus Mitte. Es sei das erste Projekt in Deutschland, das autonome Fahrzeuge für den ÖPNV auf der Automatisierungsstufe Level 4 mit Fahrgästen testet. Mit dem Fahrdienst soll der ÖPNV flexibler und attraktiver werden. Die Shuttles lassen sich je nach Bedarf bestellen und sollen vor allem in suburbanen und ländlichen Gegenden für flächendeckende Mobilität sorgen. Bislang werden entsprechende Optionen mit Fahrpersonal in zehn Gebieten zur Verfügung gestellt. Autonom, und damit ohne Personal, könne ein solches Angebot verstärkt auch in Randzeiten und in eher dünn besiedelten Gegenden eingesetzt werden.
Beim Testbetrieb ist Sicherheitspersonal an Bord
Im KIRA-Erprobungsbetrieb ist immer geschultes Sicherheitspersonal an Bord, für den späteren Regelbetrieb ist dies nicht mehr vorgesehen. Ähnlich wie bei Waymo in den USA (Test) ist aber selbst dann noch eine technische Aufsicht in der Leitstelle vorgesehen. Mitarbeiter überwachen die Fahrzeuge und können nach Bewertung der Situation auf Basis von Kamerabildern und Daten gegebenenfalls Manöverfreigaben ausführen. Der Testbetrieb ist bis Ende 2025 angesetzt, eine Verlängerung sei geplant. Die insgesamt sechs Fahrzeuge sind in den Betriebsgebieten der regionalen Projektpartner HEAG mobilo und Kreisverkehrsgesellschaft Offenbach (kvgOF) unterwegs.
Nio ES8 mit Technik von Mobileye
Die autonomen Fahrzeuge basieren auf dem elektrischen Nio ES8 mit einer Reichweite von rund 400 km. Das autonome Fahrsystem und die HD-Karten stammen von Mobileye und sind dem Betreiber zufolge für komplexe Verkehrssituationen und Geschwindigkeiten von bis zu 130 km/h ausgelegt. Bei den Sensoren wird auf ein redundantes Zusammenspiel von Radar, Kameras und Lidar gesetzt. Die Autos sind mit 4 Kurzstrecken- und zwei Mittelstrecken-Radaren, 13 Kameras und 9 Lidar-Sensoren für die Kurz- und Langstrecke ausgerüstet.